Montag, 13. Januar 2025

Das Kreuz mit dem Kreuzband – Warum Wintersportler so häufig betroffen sind und wie du dich schützen kannst.

Verletzungen des vorderen Kreuzbands (ACL) stellen im Skisport eine häufige Gefahr dar. Das Verständnis der Ursachen und Risikofaktoren dieser Verletzung sowie der richtigen Präventionsstrategien ist entscheidend, um das Risiko zu senken und die Sicherheit auf der Piste zu erhöhen. In diesem Blog-Artikel werden wir die wichtigsten Aspekte eines Kreuzbandrisses im Skisport erläutern und zeigen, wie man sich effektiv davor schützen kann

Zahlen und Fakten: Wie häufig ist ein Kreuzbandriss im Skisport?

20.9% aller Verletzungen, die im Skisport passieren, betreffen das Kreuzband. Eine Metanalayse, die sämtliche Inzidenzstudien zu Kreuzbandrissen im Skisport untersuchte, zeigte, dass von 6 Millionen Freizeit-Skifahrern mehr als 3000 einen Kreuzbandriss erlitten – das entspricht einer Häufigkeit von 0,05%. Verglichen mit anderen Sportarten, wie Fussball oder Basketball ist diese Zahl doppelt bis dreifach so gross. Bei professionellen Skifahrern hingegen ist diese Zahl deutlich geringer. Interessanterweise sind Freizeit-Skifahrer stärker betroffen als Spitzenskifahrer, was darauf hindeutet, dass die Technik und die Erfahrung eine bedeutende Rolle spielen.

Bei Snowboardern ist die Häufigkeit von Kreuzbandrissen wesentlich kleiner. Nur 2.4% aller Verletzungen betreffen das Kreuzband. Wesentlich häufiger sind hier Handgelenk – oder Schulterverletzungen zu beobachten.20.9% aller Verletzungen, die im Skisport passieren, betreffen das Kreuzband. Eine Metanalayse, die sämtliche Inzidenzstudien zu Kreuzbandrissen im Skisport untersuchte, zeigte, dass von 6 Millionen Freizeit-Skifahrern mehr als 3000 einen Kreuzbandriss erlitten – das entspricht einer Häufigkeit von 0,05%. Verglichen mit anderen Sportarten, wie Fussball oder Basketball ist diese Zahl doppelt bis dreifach so gross. Bei professionellen Skifahrern hingegen ist diese Zahl deutlich geringer. Interessanterweise sind Freizeit-Skifahrer stärker betroffen als Spitzenskifahrer, was darauf hindeutet, dass die Technik und die Erfahrung eine bedeutende Rolle spielen.

Bei Snowboardern ist die Häufigkeit von Kreuzbandrissen wesentlich kleiner. Nur 2.4% aller Verletzungen betreffen das Kreuzband. Wesentlich häufiger sind hier Handgelenk – oder Schulterverletzungen zu beobachten.

Ursachen und Auslöser des Risses

Lage und Funktion der Kreuzbänder

Im Kniegelenk gibt es zwei Kreuzbänder: Das vordere (ACL) und das hintere (PCL) Kreuzband. Sie verbinden den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein. Das vordere Kreuzband stabilisiert das Kniegelenk, indem es die Verschiebung des Schienbeins vorne sowie übermäßige Innenrotationen einschränkt. Am häufigsten passieren Kreuzbandrupturen bei abrupten Bremssituationen, bei denen das Bein weniger als 30° gebeugt ist. Eine zusätzliche X-Bein-Stellung, auch «Valgus»-Stellung genannt, erhöht das Risiko zusätzlich. Wenn nun das Knie gleichzeitig nach aussen gedreht wird, entsteht ein sogenannter Valgusstress. Dieser ist besonders häufig in Sportarten wie Skifahren.

Interne und externe Risikofaktoren – Bin ich gefährdet?

  • Interne Risikofaktoren

Alter:

Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskulatur ab, und die Elastizität des Gewebes lässt nach. Das bedeutet, dass der Körper weniger in der Lage ist, Stöße und Belastungen abzufedern, was das Kreuzband anfälliger für Verletzungen macht. Besonders die Flexibilität und Stabilität des Knies sind betroffen, wodurch das Risiko für einen Kreuzbandriss steigt. Eine starke Muskulatur bleibt der beste Schutz des Kreuzbands – und genau deshalb ist es wichtig, auch im höheren Alter aktiv zu bleiben.

Kondition und Muskelkraft:

Die Oberschenkelmuskulatur, insbesondere die hinteren Oberschenkelmuskeln (Hamstrings) und die vorderen Oberschenkelmuskeln (Quadrizeps) spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz des vorderen Kreuzbands, da sie aktiv die Stabilität des Kniegelenks unterstützen und übermäßige Belastungen auf das Band reduzieren.

Die Hamstrings ziehen die das Schienbein nach hinten und verhindern somit, dass dieses nach vorne gleitet. Bei schnellen Stopps, Landungen oder Richtungswechseln stabilisieren die Hamstrings das Knie und reduzieren das Verletzungsrisiko des Kreuzbandes.

Im Gegensatz dazu zieht der Quadriceps das Schienbein nach vorne, was die Belastung aufs Kreuzband erhöhen kann. Besonders im Winkel von ca. 20-30° Flexion wirkt der Quadriceps stark auf die Kreuzbandspannung.

Ein Ungleichgewicht zwischen einem zu starken Quadrizeps und schwachen Hamstrings kann das Risiko für einen Kreuzbandriss deshalb erheblich erhöhen.

Entscheidend ist jedoch das aktive Zusammenspiel von Quadrizeps und Hamstrings für die “aktive Stabilität” des Knies, da es die passive Stabilität durch Bänder wie das vordere Kreuzband entlastet. Eine mangelnde oder verzögerte Ko-Aktivierung dieser Muskeln kann die Kniegelenkskontrolle beeinträchtigen und das Risiko für Kreuzband-Verletzungen erhöhen, insbesondere bei plötzlichen Belastungen oder Ermüdung.

X-Beinstellung

Eine X-Bein Stellung der Knie ist rein aus anatomisch und biomechanischer Sicht ein erheblicher Risikofaktor für einen Kreuzbandriss. Die Kniestellung kann mit einem einfachen Single Leg Squat überprüft werden. Das Einwärts-Kippen des Knies bei einem Single Leg Squat korreliert mit schwachen Hüftabduktoren.

Skill-Level

Anfänger müssen beim Skifahren besonders vorsichtig sein. Sie sind sich die Kräfte und Bewegungsabläufe im Skisport noch nicht gewohnt. Die Kombination aus mangelnder Technik insbesondere der Haltung, und ineffizienter Reaktion auf plötzliche Belastungen macht Anfänger anfälliger für Kreuzbandverletzungen. Durch gezielte Instruktionen und Techniktraining können sie jedoch ihre neuromuskuläre Kontrolle verbessern und das Risiko deutlich verringern.

  • Externe Risikofaktoren

Schnee Beschaffenheit

Frischer Schnee und eisige Pistenbedingungen erhöhen das Risiko für einen Kreuzbandriss. Die Bedingungen verändern die Interaktion zwischen Ski und Schnee. Bei Neuschnee gerät man schnell in eine Rückwärtslage, was die Belastung im Quadriceps und somit die Belastung aufs Kreuzband erhöht.

Schwierigkeitsgrad der Piste

Überraschenderweise ist das Skifahren auf einfacheren Pisten mit einem höheren Risiko für Kreuzbandverletzungen verbunden. Dies könnte daran liegen, dass Skifahrer das Risiko unterschätzen und weniger vorsichtig sind.

Konzentration und Müdigkeit

Unzureichende Konzentration und Müdigkeit erhöhen das Risiko für einen Kreuzbandriss im Skisport, da sie die Reaktionszeit, Koordination und Muskelaktivierung beeinträchtigen. Dadurch können notwendige Schutzmechanismen, wie die Stabilisierung des Knies durch die Oberschenkelmuskulatur, nicht effektiv aktiviert werden, was zu einer erhöhten Belastung des Kreuzbands führt.

Fit für die Piste: Dein Schutzschild gegen Kreuzbandverletzungen – Wieviel ist durch ein Präventionstraining zu verhindern?

Haltung

Eine nach-vorne-geneigte Haltung beim Skifahren ist sicherer, da sie die Belastung auf das vordere Kreuzband verringert und gleichzeitig die Hamstrings Muskulatur stärker aktiviert. Im Gegensatz dazu erhöht eine nach-hinten-geneigte Haltung das Risiko für Kreuzbandverletzungen, da sie die Quadrizeps Muskulatur stärker beansprucht und das Extensionsmoment im Kniegelenk dadurch verstärkt.

Training (3×3)

Der Begriff 3×3 setzt sich aus Krafttraining, Koordination und Plyometrie zusammen. Diese drei Bereiche, auch als neuromuskuläres Training bezeichnet, umfassen jeweils drei Übungen, die darauf abzielen, die Muskulatur optimal auf Belastungen vorzubereiten und einem Kreuzbandriss bestmöglich entgegenzuwirken. Die Kraftübungen konzentrieren sich insbesondere auf die Stärkung der Hüftabduktoren, die Stabilität der Körpermitte sowie die Kniekontrolle durch eine effiziente neuromuskuläre Aktivierung der Hamstrings und des Quadrizeps.

Krafttraining – Top Three

  1. Hüftabduktoren
  2. Knieflexoren
  3. Rumpfkraft

1. Hüftabduktoren

2. Knieflexoren:

3. Rumpfkraft:

Koordination – Top Three

Plyometrics – Top Three

Wenn’s passiert ist – Operation Ja oder Nein?

Nach einer Knieverletzung stellt sich oft die entscheidende Frage: Operation oder konservative Behandlung? Eine klare Antwort gibt es darauf nicht, da beide Ansätze Vor- und Nachteile mit sich bringen. Die Wahl der richtigen Methode hängt von Faktoren wie Alter, sportlichem Niveau und Symptomen wie Instabilitätsgefühlen ab. Hier ein Überblick, der bei der Entscheidung helfen kann.

Zusammengefasst:

In einer Studie wurden Patienten mit frühzeitige Kreuzband-Operation und solche mit konservativer Therapie, jeweils kombiniert mit Rehabilitation verglichen. Es gab nach zwei und fünf Jahren keine signifikanten Unterschiede in der subjektiven Kniefunktion zwischen den Gruppen. Die Operation reduzierte jedoch das Instabilitätsgefühl und führte häufiger zu einer Rückkehr in den Sport, während die konservative Gruppe ein geringeres Risiko für Arthrose-ähnliche Veränderungen zeigte.

Noch Fragen?
Wenn Du mehr wissen willst oder Fragen zu diesem Thema hast, melde Dich einfach bei uns – wir helfen Dir gerne weiter!

Falls Du einen fachärztlichen Kontakt suchst, können wir Dich ebenfalls an kompetente Spezialist:innen weiterverweisen.

Schreib uns – wir sind für Dich da!


Quellen:

Websites:

https://www.bauerfeind.de/de/gesundheit/knie/knieschmerzen/kreuzbandriss#c22373

https://www.stop-x.de/wp-content/uploads/2021/02/2020_StopX-Redesign_BroschuereA6.pdf

https://www.hirslanden.ch/de/corporate/krankheitsbilder/kreuzbandriss.html

https://flexikon.doccheck.com/de/Vorderes_Kreuzband

Papers:

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